Vor Bergen: Teil 3
Alexander Kavteas Bilder wirken wie Schlachtfelder, die Neutren sind. Der Kampf ist bereits gefochten, die Stimmung einer Stunde Null setzt ein, ab der Kavtea die Geschichten in den Hirnen der Betrachter zu erzählen beginnt.
Mal begegnen uns seine Geschichten im Gewand kühlerer Töne als Spiele aus Eisblumen, oder mit starker Betonung des Erdigen als Mineralien und Splitter. Es sind die abstrakten Objekte, ähnlich kristalliner Auswüchse an Höhlendecken, aus denen er Gefüge und Gewebe schöpft, die seine Geschichten in sich wohnen lassen.
Seine Materialien für diese Welten – Ölfarbe auf Leinwand – sind uns schon lange vertraut, und so lässt er die Erinnerungen sich in ihrem eigenen Licht tarnen, wenn aus den Rissen und Furchen in olivbraunem Grund das Leben seiner Bilder kommt. Es erscheint so wohldosiert, wenn wir beim Betrachten im Licht des Abends andere Geschichten erinnern als im Licht des Morgens.
Der Horizont ist in diesen Bildern dem Betrachter stets nahe; das Geschehen steht als Bergmassiv vor ihm, ist aber zu vertraut, als dass es ihn erdrücken könnte.
Im Geschehen findet bei Alexander Kavtea ein Spiel mit Ohnmacht und Hoffnung statt. Überbordend legt er dem Betrachter die Objekte zu Füßen und macht sie so zu Indizien ihres Aneinander-Stattfindens.
In Kreisen wird diese Welt ausgeleuchtet; Eier mit sonderbarem Inhalt – was wächst da heran? – gewähren ihrerseits Einblicke und machen vor Staunen stumm.
Kavtea versteht sich darauf, uns mit kurzem, kräftigem Pinselstrich den Wahnsinn im Detail zu lehren.
Hingegen wirkt es fast schon aufgeräumt, wenn er da die Jahreszeiten über einem Bauernhaus hinziehen lässt, als seien sie nur erinnert – findet doch der Hauptteil des Bildes in einer Vollmondnacht im Winter statt.
Alexander Kavtea versetzt uns in eine berauschte Atemlosigkeit, und seine Bilder kommen, wie lange wir uns auch mit ihnen umgeben, immer und immer wieder zur rechten Zeit, wenn wir uns nur auf sie einlassen.
Geben wir ihnen also die Gelegenheit, mit uns zu leben, denn in ihnen schlägt ein weises Herz.
Zum Künstler
1990: geboren in Chişinău (Moldawien)
2011–2016: Studium der Kunstpädagogik
2016: Gründungsmitglied der „Relevanz“ (Künstlergruppe)
Ausstellungen:
- 2015
März: Kunstkonzil #7, Westwerk (Boxclub Olympia), Leipzig
Ausstellung mit Ivan Kavtea, Große Eiche, Böhlitz-Ehrenberg, Leipzig
Juni: Kunstkonzil #10, Alte Fabrik von Wilhelm Horn, Leipzig
- 2016
Juni: Relevanz, Westwerk (Westpol), Leipzig
Juli: Subbotnik, Leipzig
Oktober: Happy Pop-Art Market, Felsenkeller, Leipzig
- 2017
Februar: Salon Similde, Leipzig
April: Relevanz/Ungewöhnlicher Giersch, Gapgap, Leipzig
Soloausstellung, Salon Similde, Leipzig
Oktober: Relevanz, Kanzlei KTR, Leipzig
Oktober 2017 – Januar 2018: Constanze, mit Benjamin Springer, Leipzig
November: Atelier Franz-Flemming-Straße 9, offene Atelierhäuser
- 2018
Februar: Kunstkonzil #32, Soloausstellung, Budde-Haus, Leipzig
März: Relevanz, Grafikausstellung im Atelier (Modernus Art Space // Larosa HQ) des Gruppengründers Jerry Jordan in der EZA 64, Leipzig
(Meine Idee ist, literarische Texte zum Werk in Leipzig ansässiger Künstler zu verfassen. Ich möchte meine Eindrücke schildern, um die Leser auch auf weniger bekannte Kunstler der Stadt aufmerksam und ihre Arbeiten einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.)