Poster for Leipzig Integrationsmesse
Integrationsmesse poster, courtesy of Stadt Leipzig.

Interview: Die Leipziger Integrationsmesse 2022

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Nach einer langen Unterbrechung durch die Pandemie findet die Integrationsmesse der Stadt Leipzig endlich wieder in Präsenz statt. Im Interview sprechen wir mit Jakob Lanman Niese, Mitarbeiter des Referats für Migration und Integrations der Stadt Leipzig, über die im Juni stattfindende Messe. Die Messe wird veranstaltet von der Stadt Leipzig und dem gemeinützigen Verein ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V.. The Leipzig Glocal hat sich im Jahr 2019 an der Organisation der Messe beteiligt. Zeit für einen Blick auf das neue Format.

The Leipzig Glocal: Guten Tag, Herr Lanman Niese. Vielen Dank, dass Sie sich für ein kleines Interview Zeit genommen haben. Wir wollen heute mit Ihnen über die Leipziger Integrationsmesse sprechen. Diese musste ja leider in den letzten 2 Jahren pandemiebedingt mehr oder weniger ausfallen. Wie haben Sie die Messe stattdessen organisiert?

Jakob Lanman Niese: Gerne hätten wir – also das Referat für Migration und Integration und der Verein ARBEIT UND LEBEN Sachsen e.V. – die Messe auch 2020 und 2021 in Präsenz durchgeführt. Leider hat uns das Pandemiegeschehen jeweils ein Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir jeweils Alternativen entwickeln mussten. Aber auch die hatten ihren Charme:

Mit Kreativität durch die Pandemie

2020 haben wir das Format der „Integrationsrouten“ ausprobiert. Kleingruppen laufen mit Tablets ausgestattet durch die Stadt und lernen dort verschiedene Unternehmen und Ausbildungsberufe sowie bestimmte Integrationsangebote, u.a. das Willkommenszentrum, kennen. Dieses Angebot hat sich bewährt, weswegen wir dieses gemeinsam mit ARBEIT UND LEBEN auch weitergeführt haben.

2021 haben wir erstmals die „Digitale Integrationsmesse“ angeboten. Dafür haben wir die breite Leipziger Trägerlandschaft aufgerufen, sich mit einem kleinen Video vorzustellen. Daraus haben wir eine Plattform entwickelt, die man auch jetzt anschauen kann. Wir waren total begeistert davon, wie groß die Resonanz war: Über 40 Träger haben sich zurückgemeldet und sich mit einem kleinen Video auf ganz unterschiedliche Form, teils auch sehr kreativ, vorgestellt.

Details der Felsenkeller-Fassade: Das Turmzimmer im Obergeschoss, in dem u.a. Workshops der Integrationsmesse stattfinden werden. © Lisa C. Renner.

Nun sind wir umso glücklicher, dass wir nach diesen zwei Jahren die Integrationsmesse endlich wieder in Präsenz durchführen können. Und wir haben uns im letzten Jahr noch einmal die Zeit dafür genommen, gemeinsam mit den relevanten Akteurinnen und Akteuren in der Stadt auf das Konzept zu schauen und dieses zu schärfen. In diesem Jahr haben wir die Messe besonders auf die Themen Ausbildung und Arbeit fokussiert. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, deutlich mehr Unternehmen zur Messe einzuladen. Und es macht uns sehr glücklich das 25 Unternehmen – sprich knapp die Hälfte aller teilnehmenden Aussteller – mit konkreten Job- und Ausbildungsangeboten an der Messe teilnehmen.

Das stellt ein großes Potential für die Besucherinnen und Besucher dar: Sie können Unternehmen und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber aus ganz unterschiedlichen Branchen kennenlernen. Es werden auch noch Sprachschulen, Institutionen und Behörden sowie Weiterbildungsträger und Beratungsangebote vertreten sein. Also all die Anlaufpunkte, die auch den Weg in Ausbildung und Arbeit erleichtern.

Die Bedarfe der BesucherInnen im Fokus

TLG: Gibt es denn weitere Unterschiede zu den Messen in den Vorjahren der Pandemie?

JLN: Wir hatten das Ziel, das Konzept grundsätzlich zu erneuern und an die Bedarfe der Besucherinnen und Besucher anzupassen. Erstens haben wir uns dafür entschieden, viel mehr Sprachmittler*innen einzusetzen. Das heißt, dass eigentlich alle mit ihren Sprachkenntnissen kommen können. Muttersprachliche Mitarbeitende aus den Unternehmen sollen auch direkt an den Ständen mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommen, so dass die Kommunikation viel einfacher wird.

Zweitens gibt es eine kostenlose Kinderbetreuung. Wir haben es uns auch zur Aufgabe gemacht, die Messe inhaltlich stärker und stringenter zu strukturieren: Die einzelnen Bereiche wie Sprachschulen, Weiterbildungsträger etc. sind nun visuell besser voneinander abgegrenzt. Die Besucherinnen und Besucher können so ihre konkreten Fragen und Anliegen dem jeweiligen Bereich auf Anhieb zuordnen und sich besser zurechtfinden.

TLG: Wir haben auch gelesen, dass es Workshops geben soll?

JLN: Genau, es gibt auch Workshops und Informationsangebote mit einem breiteren Begleitprogramm – diese sind deutlich sichtbarer als bisher, ein weiterer Unterschied zu den Vorjahren.

Die Tür des Felsenkeller, durch die alle Besucherinnen und Besucher in die Location gelangen. © Lisa C. Renner.

Perfekt für zugewanderte (Neu-)LeipzigerInnen

TLG: Warum ist die Messe Ihrer Meinung so wichtig für Leipzig und das Leipziger Umland? Für wen ist die Messe im Besonderen von Vorteil?

JLN: Was unsere Zielgruppen angeht, sind wir sehr breit aufgestellt. Die Messe ist sicherlich sehr interessant für Menschen, die relativ neu in Leipzig sind und vielleicht gerade noch dabei sind die Sprache zu lernen. Denn genau hier bekommen „Neu-Leipzigerinnen und Neu-Leipziger“ einen Einblick in die vorhandenen Unterstützungsstrukturen in Leipzig, z.B. bei Fragen zum Thema Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse oder dem Bewerbungsverfahren allgemein. Aber auch für Menschen, die schon ein paar Schritte weiter sind, kann diese Messe von Nutzen sein. Wer bereits auf Jobsuche ist oder einen Job hat, sich aber umorientieren bzw. inhaltlich weiterentwickeln möchte, wird auch fündig werden.

Auf der Messe bekommen diese Menschen die Chance, mit den Unternehmen direkt ins Gespräch zu kommen und sich über berufliche Möglichkeiten auszutauschen.

Eine Unternehmensvielfalt so bunt wie Leipzig

TLG: Welche Unternehmen sind denn zum Beispiel vor Ort?

JLN: Wir haben sowohl kleinere Unternehmen als auch richtig große, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn, die Leipziger Verkehrsbetriebe, das Marriott Hotel oder BMW. Wichtig ist dabei zu betonen, dass die Messe und die Jobangebote sich an alle Zugewanderten richten: von Personen, die gerade nach einer Ausbildung suchen bis hin zu gut ausgebildeten Fachkräften.

TLG: Und worin unterscheidet sich die Integrationsmesse zu dem Fachtag Women at Work, der sich, wie der Name schon sagt, erstmal vorrangig auf weibliche Besucherinnen abzielt?

JLN: Women at Work setzt aus meiner Sicht an einem anderen Punkt an. Dieser Fachtag soll in erster Linie dazu motivieren, sich erstmal auf den Weg in Ausbildung und Arbeit hineinzubegeben. Dabei sollen die Möglichkeiten und ersten Schritte im Vorfeld von Ausbildung und Arbeit beleuchtet werden. Wenn es zum Beispiel um das Thema „Kinderbetreuung“ oder die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ geht. Im Gegensatz dazu setzt die Integrationsmesse stärker den Fokus auf die konkrete Jobsuche und wo man sich als Bewerberin und Bewerber genau hinwenden kann.

Kartenausschnitt: Der Felsenkeller befindet sich an einer gut zugänglichen Kreuzung. Screenshot von maps.google.com (20.06.2022)

TLG: Muss man sich denn für die Integrationsmesse anmelden und wie viel kostet der Eintritt?

JLN: Die Integrationsmesse ist kostenlos und man muss sich nicht dafür anmelden. Dennoch gibt es auch die Möglichkeit als Gruppe vorbeizukommen und den Tag gemeinsam zu erleben. Ich stelle mir hier zum Beispiel Sprachkursteilnehmende vor, die den Tag als Exkursion nutzen. Alle Sprachschulen sind hierzu herzlich eingeladen – im Übrigen auch aus den Landkreisen.

Der Leipziger Felsenkeller an der Kreuzung Karl-Heine- und Zschochersche Straße. © Lisa C. Renner.

Endlich wieder Vernetzung in Präsenz

TLG: Und zum Schluss: Was genau wünschen Sie sich für die Integrationsmesse 2022?

JLN: Ich freue mich sehr auf einen großen Tag – besser gesagt „Festtag“ – weil einfach ganz viele Akteure endlich wieder zusammenkommen. Ich hoffe auf ganz viele Besucherinnen und Besucher, die mit all Ihren Fragen und Erwartungen kommen.

Ich hoffe, dass es viele interessante und inspirierende Gespräche an den Ständen gibt und dass sich die Menschen an den Ständen auch untereinander weiter vernetzten.

Das ist genau das, was in den letzten Jahren immer wunderbar funktioniert hat. Und ich freue mich sehr, dass wir mit der diesjährigen Integrationsmesse genau an diesem Punkt wieder anknüpfen können.

TLG: Dann hoffen wir, dass sich Ihre Erwartungen und Wünsche erfüllen und wünschen Ihnen, allen Ausstellernden und Besucherinnen und Besuchern einen erfolgreichen Tag.

Die Integrationsmesse findet am 23.06.2022 von  10 – 15 Uhr im Felsenkeller Leipzig in Plagwitz statt und ist zu diesem Zeitpunkt mit den Tram-Linien 3, 7, 8, 15 sowie der Buslinie 74 erreichbar. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Messe ist für alle Menschen offen und richtet sich besonders an zugewanderte (Neu-)Leipzigerinnen und Leipziger. Mehr Informationen gibt es hier.

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